Dass etwas geschehen musste, drin waren sie sich einig im Rat. Eine seltene Einigkeit. Das Wasser schien sie zu einen, es zermürbte ihre Gemüter und suchte nach Ruhe. Es regnete nunmehr seit 53 Tagen. Sobald man auf die Straße trat, umgab einen ein transparenter Schleier von Feuchtigkeit, der langsam unter die Mäntel und in die Kleidung kroch. Gummistiefel waren ausverkauft, trockene Schuhe gab es nur noch in wenigen Haushalten. „Tukur“ sagte Herr Bürgermeister Weinmüller, „Lasst nach ihm rufen, er muss helfen.“
„Der, der den Regen zähmt“ wurde er auch genannt. Ja, vielleicht könnte er helfen.
Drei Abgeordnete wurden ausgewählt, und als sie tiefend und schlotternd auf der Höhe des Berges ankamen, wo Tukur sein Holzhaus – ohne jede Genehmigung, doch wer wollte es ihm verbieten – errichtet hatte, empfing sie der Gnom mit blutenden Händen.
„Seht“ sprach er zu ihnen, als sei es das Normalste der Welt, dass drei Abgeordnete tropfnass zu ihm heraufstapften, „seht, ich habe den Regen für euch gebogen. Es war etwas anstrengend, und ich wäre euch dankbar für ein Pflaster.“
Herr Meinrich war bei der Bundeswehr Sanitäter gewesen und hatte immer dererlei Kleinigkeiten dabei, Pflaster, Schrundensalbe, Schmerztabletten, und so verarztete er schnell den armen Tukur, während die anderen sich verwundert umblickten. Es war ihnen kaum aufgefallen, so groß war die Anspannung gewesen, was sie hier oben erwarten würde, aber hier oben regnete nicht. Es hörte sich aber nach Regen an. Als sie fast gleichzeitig die Blicke zum Himmel wandten, sahen sie es: Der Regen fiel nicht von oben nach unten, er kam von oben und bog dann ab Richtung Horizont in einer langsam vom Berg absteigenden Linie, bis weit hinter das Dorf, aus dem die drei Herren herbeigeeilt waren. Und über die ganze Länge der Sicht spannte sich ein wunderschöner Regenbogen.
Das ist zauberhaft!
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Vielen lieben Dank, es hat mir so viel Spass gemacht. Ich bin mit der Hälfte der Geschichte im Kopf heute morgen wach geworden und die andere Hälfte entstand während des Frühstücks. Und knapp unter 300 Worte, hatte ich einen Spaß!
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Das ist ja eine tolle Idee zum Regenbogen! Sowieso mag ich Geschichten mit Fantasy-Einschlag sehr, also dafür gleich doppelten Dank! Schön, dass du dabei bist, auch hier noch einmal: Herzlich willkommen bei den Etüdenverrückten, ich wünsche dir eine gute Zeit mit uns!
Liebe Grüße
Christiane
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Wundervoll! Einfach nur… Wundervoll! 🙂
Liebe Grüße, Werner
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Vielen Dank, lieber Werner, du ahnst gar nicht, wie sehr mich das freut!
Liebe Grüße zurück,
Hummel
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Sehr schöne Parabel, ein wenig verwoben mit dem Ermittler Tukur. Aber der hat ja diesmal ganze Arbeit geleistet!
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Herzlichen Dank!
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Pingback: Schreibeinladung für die Textwoche 01.19 | Extraetüden | Irgendwas ist immer
Ganz prima und jetzt … ins neue Jahr. Komm gut rüber.
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Danke schön, dir auch einen „bärigen“ Rutsch ;-)))
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So zauberhaft schön!
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Danke schön 🙂
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